Heinz-Werner Hölscher, der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten mit der Energiewende beschäftigt, betont die zentrale Rolle erneuerbarer Energien für eine nachhaltige Zukunft. Er erklärt den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und regenerativen Ressourcen und zeigt auf, wie diese Kombination zur Erreichung globaler Klimaziele beitragen kann.
Heinz Werner Hölscher aus Freiburg beschreibt die Bedeutung erneuerbarer Energien für eine nachhaltige Entwicklung. Er betont dabei die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes und die Bedeutung von Innovationen in diesem Bereich für eine erfolgreiche Transformation des Energiesystems.
Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien sind in der heutigen Zeit untrennbar miteinander verbunden. Im Sinne aller drei Dimensionen von Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft bieten regenerative Ressourcen die Möglichkeit, einen wesentlichen Beitrag zu leisten für die Umsetzung dieses Ziel-Dreiklangs im Energiesektor. Die Verbindung ist entscheidend für die Bewältigung globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel und der lokalen Umsetzung vor Ort.

Die Bedeutung der Nachhaltigkeit im Energiesektor
Nachhaltigkeit im Energiesektor bedeutet, Energie so zu produzieren und zu nutzen, dass negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft minimiert bzw. vermieden werden. Dies umfasst nicht nur die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, sondern auch den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Berücksichtigung sozialer Aspekte.
Die Triple Bottom Line der Nachhaltigkeit
Das Konzept der Triple Bottom Line, bestehend aus den Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales, spielt auch im Energiesektor eine wichtige Rolle:
- Ökologische Dimension: Minimierung der Umweltauswirkungen der Energieproduktion
- Ökonomische Dimension: Sicherstellung einer wirtschaftlich tragfähigen und effizienten Energieversorgung
- Soziale Dimension: Gewährleistung eines gerechten Zugangs zu Energie und Berücksichtigung der Auswirkungen auf Gemeinschaften
„Um wirklich nachhaltig zu sein, müssen wir alle drei Dimensionen berücksichtigen“, betont Heinz-Werner Hölscher. „Erneuerbare Energien bieten hier eine einzigartige Möglichkeit, diese Ziele zu erreichen.“
Erneuerbare Energien als Schlüssel zur Nachhaltigkeit
Erneuerbare Energien spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen im Energiesektor. Sie bieten zahlreiche Vorteile gegenüber fossilen Energieträgern:
Klimaschutz und Umweltverträglichkeit
Regenerative Ressourcen wie Wind, Sonne und Wasserkraft produzieren während ihres Betriebs keine direkten Treibhausgasemissionen. So konnten – laut Umweltbundesamt – im Jahr 2023 durch erneuerbare Energien Treibhausgas-Emissionen in der Stromerzeugung in Deutschland von rund 195 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente vermieden werden (AGEE-Stat/Umweltbundesamt, 2024).

Quelle: AGEE-Stat/Umweltbundesamt, 2024.
Der CO2-Footprint von Anlagen für die Erzeugung Erneuerbarer Energien wird damit vor allem durch die Emissionen im gesamten Produktionsprozess und für Transport und Logistik geprägt. Diesen verbleibenden CO2-Footprint, der über die komplette Lebensdauer der Anlagen, deutlich unter dem konventioneller Erzeugung liegt, gilt es sukzessive weiter zu reduzieren. Darüber hinaus haben sie in der Regel geringere Auswirkungen auf Ökosysteme und Biodiversität als konventionelle Energiequellen, auch wenn ein direkter Vergleich nur schwer zu ziehen ist. Der lokale Einfluss auf Ökosysteme und Biodiversität während der Errichtung und im Betrieb wird durchaus kontrovers diskutiert. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen und teils konträren Interessen, Ziele und Rahmenbedingungen ist auch hier eine Weiterentwicklung sinnvoll, um ein Gesamtoptimum zu erreichen. In Summe ist jedoch festzuhalten, dass regenerative Ressourcen ein unverzichtbares Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel darstellen.
Ressourcenschonung und Energiesicherheit
Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen sind erneuerbare Energiequellen praktisch unerschöpflich. Ihre Nutzung trägt zur Schonung endlicher Ressourcen bei und verringert die Abhängigkeit von Energieimporten, was die Energiesicherheit erhöht. Die technologische Weiterentwicklung leistet einen Beitrag, auch die Rohstoffe, die für die Herstellung von Erneuerbaren Energieanlagen und Netzen erforderlich sind, weiter zu reduzieren. Darüber hinaus schaffen Netzausbau und Digitalisierung sowie die Weiterentwicklung der marktlichen Rahmenbedingungen die Grundlage für eine stabile Versorgung mit Energie.
Wirtschaftliche und soziale Vorteile
Die Entwicklung und der Ausbau regenerativer Ressourcen schaffen neue Arbeitsplätze und fördern technologische Innovationen. Laut Umweltbundesamt arbeiteten 2022 in Deutschland rund 387.700 Menschen im Bereich erneuerbare Energien (UBA, 2024). Zudem können dezentrale erneuerbare Energiesysteme den Zugang zu Energie in abgelegenen Gebieten verbessern und so zur sozialen Entwicklung beitragen.

Herausforderungen und Lösungsansätze
Trotz ihrer Vorteile stehen erneuerbare Energien noch vor einigen Herausforderungen auf dem Weg zu einer vollständig nachhaltigen Energieversorgung. Fachleute identifizieren dabei folgende Kernpunkte:
Integration in bestehende Energiesysteme
Die schwankende Verfügbarkeit von Wind- und Sonnenenergie erfordert flexible und intelligente Netze, variable Tarife sowie effiziente Speichertechnologien. „Wir müssen unsere Märkte und Energieinfrastruktur gemeinsam weiterentwickeln, um das volle Potenzial erneuerbarer Energien zu nutzen“, erklärt Heinz-Werner Hölscher. Vom Netzausbau über die Steuerungstechnik, vom Smart Meter bis zum variablen Tarif, viel davon ist bereits heute verfügbar bzw. teilweise bereits in der Umsetzung. Parallel zum weiteren Ausbau der regenerativer Ressourcen gilt es dieses jedoch konsequent weiterzuentwickeln und voranzutreiben.
Rohstoffbedarf und Recycling
Durch den Ausbau regenerativer Energieerzeugung entsteht ein zusätzlicher Rohstoffbedarf, während jedoch der Bedarf an fossilen Rohstoffen zurückgeht. So betrug in 2018 der Bedarf an Beton für den Bau neuer Windanlage in Deutschland rund 1,8 Mio. t (Prognos. Darüber hinaus sind Stahl und Aluminium sowie Kupfer und Nickel bedeutende Rohstoffe, die in vielen Anlagen und für das Netz eingesetzt werden. Die durch den Ausbau der regenerativen Ressourcen hervorgerufene Stahlnachfrage ist jedoch beispielsweise im Vergleich zur Gesamtnachfrage nach Stahl in Deutschland von untergeordneter Bedeutung. Gleichzeitig steigt jedoch der Bedarf an Elementen wie Kobalt, Lithium oder Seltenen Erden, die für Steuerungselektronik, Batteriespeicher oder PV-Anlagen benötigt werden. Die Primärgewinnung für die Rohstoffe findet überwiegend ausserhalb von Deutschland oder Europa statt und ist deswegen durchaus mit sozialen und ökologischen Risiken verbunden (Prognos, 2024). Hier sind daher nachhaltige Beschaffungsstrategien genauso wie effiziente Recyclingwege gefragt, um die Umweltauswirkungen zu minimieren.
Gesellschaftliche Akzeptanz
Der Ausbau erneuerbarer Energien, v.a. im Bereich Windenergie oder Freiflächen-PV oder Wasserkraft wird oft noch lokale Widerstände hervorrufen, etwa bei der Errichtung von Windparks. „Es ist wichtig, die Bevölkerung frühzeitig einzubinden und faire Beteiligungsmodelle zu weiterzuentwickeln, damit auch die Menschen vor Ort von dieser Trasnformation profitieren“, betont Heinz-Werner Hölscher. Dies erfordert einen sensiblen Umgang mit lokalen Interessen und eine transparente Kommunikation über die Vor- und Nachteile regenerativer Energieprojekte.
Zukunftsperspektiven und notwendige Maßnahmen
Um das volle Potenzial erneuerbarer Energien für eine nachhaltige Entwicklung zu nutzen, sind nach Ansicht von Experten verschiedene Maßnahmen erforderlich:
„Der Übergang zu einem nachhaltigen Energiesystem erfordert einen ganzheitlichen Ansatz und technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte müssen gleichermaßen berücksichtigt werden.“
Verstärkte Investitionen in Forschung und Entwicklung, um die Effizienz erneuerbarer Technologien weiter zu steigern
Ausbau und Modernisierung der Energieinfrastruktur, insbesondere der Stromnetze
Entwicklung und Implementierung innovativer Speichertechnologien
Förderung von Sektorenkopplung, um erneuerbare Energien auch in Bereichen wie Verkehr und Industrie stärker zu nutzen
Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens für den Ausbau erneuerbarer Energien
Heinz-Werner Hölschers Erfahrungen aus regionalen Ansätzen
In seiner langjährigen Tätigkeit in der Energiebranche hat Heinz-Werner Hölscher zahlreiche Projekte begleitet, die die Verbindung von Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien in der Praxis demonstrieren. Seine Erfahrungen zeigen, dass der Erfolg der Energiewende maßgeblich von der Umsetzung auf regionaler und lokaler Ebene abhängt.
„Regionale Ansätze sind entscheidend, um die Energiewende voranzutreiben und gleichzeitig lokale Wertschöpfung zu generieren“, erklärt er. „Durch die Einbindung lokaler Akteure und die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten können wir maßgeschneiderte Lösungen entwickeln, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig sind.“
Ein Beispiel für solche Projekte ist die Entwicklung von Bürgerbeteiligungsmodellen, die nicht nur den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen und eine Beteiligung an der Wertschöpfung ermöglichen. Diese Modelle zeigen, wie die Energiewende zu einem gemeinschaftlichen Projekt werden kann, von dem die gesamte Region profitiert.
Darüber hinaus betont Heinz-Werner Hölscher die Bedeutung von Energieeffizienzmaßnahmen als ergänzenden Baustein zu erneuerbaren Energien. „Nachhaltigkeit im Energiesektor bedeutet nicht nur, auf regenerative Quellen umzusteigen, sondern auch den Gesamtenergieverbrauch zu reduzieren und zu fleixibilisieren“, erklärt er. Dies erfordert ein Umdenken in allen Bereichen, von der Industrie über den Verkehr bis hin zu privaten Haushalten. Variable Tarife, die Anreize für die zeitliche Flexibilisierung der Nachfrage an ein schwankendes Angebots- und Nachfragegleichgewicht ermöglichen, sind nur einer der unterstützenden Ansätze.


Ausblick und Fazit
Die enge Verbindung von Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Mit dem Voranschreiten des Klimawandels und der zunehmenden Ressourcenknappheit wird die Transformation des Energiesystems zu einer der zentralen globalen Herausforderungen.
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein für den Erfolg dieser Transformation. Es gilt, die vorhandenen Technologien weiter zu optimieren, neue innovative Lösungen zu entwickeln und vor allem die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass der Übergang zu einem nachhaltigen Energiesystem gelingt.
Die Kombination von Nachhaltigkeit und regenerativen Ressourcen ist dabei nicht nur eine technische oder wirtschaftliche Frage, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie erfordert das Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Nur gemeinsam kann es gelingen, die Energiewende erfolgreich umzusetzen und damit einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung unseres Planeten zu leisten.
In diesem Kontext spielen kommunale Stadtwerke und regionale Energieversorger eine wichtige Rolle. Diese Projekte zielten darauf ab, die lokalen Potenziale optimal zu nutzen und gleichzeitig die Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern. Solche Initiativen tragen dazu bei, die Energiewende auf lokaler Ebene voranzutreiben und praktische Erfahrungen für den weiteren Ausbau regenerativer Ressourcen zu sammeln.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Verbindung von Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien nicht nur eine ökologische Notwendigkeit ist, sondern auch enorme wirtschaftliche und gesellschaftliche Chancen bietet. Es liegt nun an uns allen, diese Chancen zu nutzen und gemeinsam an einer nachhaltigen Energiezukunft zu arbeiten.
Quelle:
https://www.lpb-bw.de/dossier-nachhaltigkeit
https://op.europa.eu/webpub/eca/special-reports/renevable-energy-5-2018/de/
https://zeitsprung-nachhaltigkeit.de/triple-bottom-line-saeulen-vs-kreis-zirkulaer-denken/